Single Börse Kapitel 4









Alltag

"Los komm Caro, wir müssen noch einkaufen, sonst hast Du
morgen nichts mehr zu fressen. Komm meine Dicke.
Hund geht On Lein."

Das war mein Standardspruch wenn ich Caro an die Leine
nahm.
Fand ich irgendwie ganz witzig. Verstand nur kaum jemand.

Dingdong BingBong.

Die Nachbarin stand vor der Haustür.
Voll geladen und vollgeladen mit einer Anzahl an Lektüre, die
einer Bibliothek zur Ehre gereicht hätte.

"Mir reicht es langsam, sag deiner Ex endlich mal, das Sie
sich eine feste Postadresse suchen soll.
Ich habe keine Lust mehr das Empfangskomitee für ihre Post
zu spielen."

"Das hab ich ihr doch schon x-mal gesagt, sie hat einfach im
Augenblick noch Schwierigkeiten eine eigene Wohnung zu
bekommen.
Du weißt doch wie das ist, wenn das Geld knapp ist hat man
nicht so die große Auswahl.
Vor allem dann wenn man der Meinung ist, im Zentrum einer
Metropole wohnen zu müssen."

"Das ist mir egal, sag ihr, das sie das ändern soll, sonst geht
der ganze Krempel demnächst auf den Müll."

Rums, knallte die ganze Schose auf die Erde.
Da stand ich nun, ausgestattet mit den Katalogen scheinbar
aller Versandhäuser dieser Welt..

Bedingt durch ihre ständige hin und Hehrzieherei hatte meine
Ex bisher noch keine Möglichkeit eine feste Postadresse
anzugeben.
Aus diesem Grund wurde Ihre Post, welche hauptsächlich aus
den Katalogen der Versandhäuser dieser Welt bestand, an
unsere Nachbarn geschickt.
Und so kamen jede zweite Woche so an die sechs bis sieben
neue Vollkataloge aus aller Welt bei meinen Nachbarn an.

Ich hatte Ihnen am Anfang vorgeschlagen die Kataloge
aufzuheben für das jährliche Osterfeuer.
Das wäre das größte Osterfeuer im ganzen Kreisgebiet
geworden.
So unfair wollten sie aber dann doch nicht sein und verwarten
die Kataloge immer solange auf bis meine Ex mal wieder Zeit
gefunden hatte sie sich abzuholen.
Das passierte bis vor 3 Monaten auch noch regelmäßig.
Doch in letzter Zeit wurden Ihre Besuch seltener, so das meine
Nachbarn mittlerweile mir die Post rüberbrachten.
Ich hortete Sie in der Garage.
Wobei mir die Idee mit dem Osterfeuer immer besser gefiel.

Als Caro und ich gegen Abend vom Einkauf zurückkamen
hatte sich Anruftechnisch nichts getan.
Also hatte ich Zeit mir den Text für eine neue E Mail zu
überlegen.

Wie fängt man es an, das Herz einer Frau oder zumindest für
den Anfang erst mal ihr Interesse zu gewinnen ?

Die Großen der Literatur mussten her.
Vielleicht ein Spruch aus dem Kleinen Prinzen ? Stufen (Ne zu
schwer).
Heine, Goethe, Schiller, Wallenstein .......
Aber wenn sie so gar nicht der romantisch verklärte Typ war.
Wenn Sie als erfolgreiche Bussinnesfrau mehr für
Aktienindexe und Wertpapierentwicklung übrig hatte ?

Klar, ich hatte ihr Profil.
Konnte auf Ihrem Bild ihre Figur, ihre Haare und dieses mich
in meiner tiefsten Seele so ansprechende Lächeln ihrer
wunderschönen Augen sehen.
(Selbstverständlich hatte ich mir ihr Profil auf der Festplatte
gespeichert und ihr Foto hing ausgedruckt über dem Monitor)

Also, wie spricht man solch eine Frau, die man dazu noch so
begehrt das man fast verrückt wird, an?
Schon die Anrede ist das erste Problem.
Die Anrede öffnet den Brief, die Anrede erweckt
Aufmerksamkeit, die Anrede fesselt den Leser (hier die
Leserin) an den Brief.
Die Anrede muss originell, offen, nicht zu vertrauenswürdig
und trotzdem sympathisch sein.

Hallo Du ? Hey ? Guten Tag ???? Hallöchen ?

Nein, heute Abend hatte das keinen Sinn.
Ich hatte wieder zu lange auf ihr Foto gestarrt und damit war
mit meinem Hirn nichts mehr anzufangen.
Morgen ist auch noch ein Tag.
Kurz noch mit Caro vor die Tür und dann war ja gleich auch
noch Championsleague im Fernsehen.









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