Single Börse Kapitel 35







Abschied

Es war ein schlimmer Tag.
Ich hatte Urlaub genommen.
Er war mein Freund.
Ganz vorne am Grab standen seine Eltern.
Sie waren aus seiner alten Heimat angereist.
Er sollte hier beerdigt werden, hier wo er zumindest einige
Menschen gekannt hatte.
Aus seiner alten Heimat hatte er sich schon direkt nach
Öffnung der Mauer verabschiedet. Zu groß war die
Arbeitslosigkeit und zu gering die Chance einen Job zu finden.
Alte Freunde von dort gab es nicht mehr.
Bis auf seine Eltern und einige wenige unbekannte Gesichter
waren mir alle anderen aus dem Studio her vertraut.
Das er so viele Freunde hatte, es zeichnete im nachhinein sein
Wesen aus.
Zweimal brach seine Mutter am Grab zusammen.
Der Vater stand, gestützt von einem Stock wie teilnahmslos
rum. Nur ein Blick in seine Augen verriet mir seine
Hoffnungslosigkeit und Verzweifelung.
Der Pfarrer hielt eine Rede, welche auch mir die Tränen in die
Augen stiegen lies.
Was war das nur für eine Scheiß Welt.
Erst kürzlich Caro, jetzt Mario.
Was kam als nächstes?


Martina stand leicht verdeckt hinter einem Grabstein.
Sollte niemand sehen wie Nah ihr das ganze ging?
Sie hatte sich ein Taschentuch vor das Gesicht gehalten und
weinte hemmungslos.
Ihre Gefühle waren nicht zu übersehen.
Nachdem der Sarg in die Erde gelassen war, drehte ich mich
um und ging.
Ich hatte weder den Mut noch die Kraft den Eltern mein
Beileid auszusprechen.
Ich lies gerade die Kapelle hinter mich.
als Martina zu mir stieß.

„Warte bitte, renn doch nicht so"

Wir nahmen uns beide in die Arme und heulten wie die
Schlosshunde.

„Ich hatte ihn doch so gerne"

„Ich weis."

Schweigend gingen wir nebeneinander her zu unseren Autos.

Es brauchte keiner Worte mehr.
Ich wusste was sie verloren hatte.
Ein Stück ihrer Seele.









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